Tour-Tagebuch / Japan 14.04-18.04.2006

Am Freitag ging es mit heftigem Gepäck (Equipment und CDs wiegen doch einiges...) auf den Münchner Flughafen...: Max (Steinklang), Reinhard (Stahlwerk 9), Jörg und Birgit sowie Meli und meiner Einer. Die Herrschaften von der Sicherheits-Schleuse schauten interessiert Instrumente an, welche sie noch nie gesehen haben. Mit einer kleinen Alitalia-Maschine ging es dann dermassen poldernd Richtung Mailand, dass Mr. atrox gleich mal die Kotztüte zur Hand nahm. Dort angekommen konnten wir uns den knapp 2-stündigen Aufenthalt mit Plastik-Pizza und Würg-Kaffee versüssen, ehe es weiter ging - Richtung Japan. Wir betraten eine zweistrahlige Boeing 777, welche dann doch etwas grösser daher kam, was sich aber nicht unbedingt auch auf die Sitzplatz-Freiheit ausgewirkt hat. So eingepfercht verbrachten wir nun den 12-Stunden Flug mit Videospiele, Filmchen anschauen und kläglichen Versuchen, mal ne Runde zu schlafen.

Tag 1 (Anreisetag):

Samstag früh (Ortszeit/Tokio ca. 11 Uhr) kamen wir dann am Flughafen in Tokio an, alles klappte dort hervorragend - vor Allem der Zoll interessierte sich nicht für unser Technik und CD-Geraffel. Unser Veranstalter (Jun-ichi/Screloma) stand schon parat und nahm uns in Empfang. Es ging dann gleich zum Hotel, wo wir eincheckten und unsere sehr komfortablen Zimmer bezogen. Von dort gings gleich zum Mittagessen, natürlich voll japanisch - Messer und Gabel waren nicht verfügbar. Nachmittags besuchten wir den Plattenladen von "denzatsu" (msbr) und trafen dort auch unsere Dolmetscherin, die ein perfektes DEUTSCH kann (über sie liefen auch die ganzen Vorbereitungen). Man liess die Grossstadt noch etwas auf sich wirken, und beendete den Abend dann mit einem netten Essen (wieder ohne Gabel...) und einem doch zeitigen Gang ins Bett.

Tag 2 (Sonntag):

Nach einem gemütlichen Frühstück in einem McDonalds (wir waren noch ohne ortskundige Hilfe...) wurden wir dann mit einem japanischen High-Tech-Van am Hotel abgeholt, und gurkten dann gut 90 Minuten durch die Innenstadt von Japan. Erstmal erkannten wir die Dimension der Stadt; der Blick nach draussen war stets der Gleiche: Häuser, Strassen, mehrstöckige Autobahnen, Hochhäuser, Bahnhöfe...usw. ich kam mir vor, als wären wir im Kreis gefahren. Der Club war dann mitten in einer Einkaufspassage. Wir konnten dann zügig unser Equipment aufbauen, und auch der Soundcheck verlief ohne irgendwelche Probleme. Ich musste als Headliner mit dem Soundcheck beginnen - und erlebte somit als erster von uns die Klang-Gewalt der hervorragenden PA. Um 19 Uhr begann dann das Festival mit "Screloma", der zuerst recht brave und rhythmische Power-Electronik darbot, aber mit Dauer des Konzerts wurde dies immer härter und zuletzt gabs ne saftige Portion Noise und Geschrei auf die Muschel. Sehr feines Konzert! Um 20 Uhr war dann "Arakatsuma" dran (= Noiseuse und Government Alpha); und das war wirklich eine bizarre Klatsche! Selten von einer japanischen Band eine solche Lärmwand erfahren, die nicht nur aus wilden Hochfrequenz-Kaskaden bestand, sondern einen so extremen Subbass von sich gab, dass es mich fast an die Wand gedrückt hat. Nach den 40 Minuten waren somit alle Gehörgänge sauber durchgeblasen. Danach gab es "Stahlwerk 9" und "Rasthof Dachau", die man sicher nicht näher erklären muss. Ich denke, Stahlwerk 9 wurde für die Gäste zum Geheimtip. Zuletzt kam dann atrox; und alle Regler wurden wieder voll auf "noise" gedreht. Zusammen mit Jörg (antracot) holten wir aus dem Equipment alles raus, was ging. Nach dem Konzert war dann auch gleich Ende und "Licht an"... und es wurde zügig abgebaut. Es ging dann noch ausgiebig zum Futtern (wieder ohne Gabeln) und dann zurück ins Hotel.

Tag 3 (Montag):

Nach dem Frühstück (im Hotel) war dann wieder Treffen mit unseren Begleiter. Wir gingen an diesem "freien" Tag die Stadt - bzw. einen minimalen Bruchteil davon - erkunden, und schauten uns eine Tempelanlage incl. der daran angeschlossenen Touri-Verkaufsmeile an. danach gings mit der U-Bahn in einen anderen Teil der Stadt, wo wir das höchste Rathaus der Welt besichtigen konnten. Von der Aussichtsplattform in über 200 Meter Höhe konnten wir einen überwältigen Blick über die Metropole werfen. In alle 4 Himmelsrichtungen nur Häuser, Wolkenkratzer, Autobahnen und noch mehr ein unendliches, beeindruckendes Lichtermeer (war dann schon dunkel). Jun-ichi und Yumiko führten uns dann noch durchs Nachtleben und wir erlebten die bizarre Welt Tokios. Zock-Hallen von der Grösse eines Flughafen-Terminals, Uniform-Shops für Schulmädchen, Millionen von Lichter und Lärm aus allen Läden...

Tag 4 (Dienstag):

Bevor wir abgeholt wurden zur Fahrt auf den Flughafen, gings noch um die Ecke ins Gross-Kaufhaus. Dort wurde noch etwas eingekauft, und ich konnte mir nicht verkneifen, ein Effektgerät fürs Studio mitzunehmen, welches bei uns locker das Dreifache kostet. Danach folgte dann die Fahrt zum Airport, ein bedauernswerter Abschied und die Feststellung, dass man mal wieder kommen müsste. Der Rückflug war dann genau so beengt; wenigstens flog man die "Nordroute" über Sibirien und den Nordpolar - eine faszinierende Landschaft bot sich da am Boden. In Mailand war dann wieder Umsteigen; und abends um 23 Uhr Ortszeit München war die Freude dann endgültig vorbei.

Fazit:

Ein geniales, verlängertes Wochenende - natürlich viel zu kurz - aber der Trip war beeindruckend. Wir haben erlebt, wie Millionen Einwohner durch Disziplin in einer solchen Stadt leben können, und dass das besser klappt, als in meiner schäbigen 10.000 Einwohner Stadt, wenn man Samstags ins Einkaufszentrum geht. Zumal die Kriminalität in Tokio auch niedrer ist als hier im Saulgauer Einkaufsladen. Das Konzert war sicher das High-Light in meiner knapp 15-jährigen Musikerzeit; und es wird wohl kaum zu toppen sein!

Grüsse hiermit an:

Jun-ichi (Veranstalter), Yumiko (Dolmetscherin), Noiseuse, Government Alpha, alle anderen Freunde aus Japan. Vielen Dank für dieses Wochenende!

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